
Dorfkirche St. Laurentius, 1206-1208

In der Zeit von 1206 bis 1208 wurde diese imposante Kirche gebaut. Der spätromanische Baustil ist noch an den Nordfenstern, am Triumphbogen, an Freskoresten der Nordwand und neben der Kanzel, an dem wuchtigen Taufstein und am Altartisch zu erkennen. Es wird vermutet, dass damals eine Klosterbruderschaft zu dieser Kirche gehörte. So wäre die für eine Dorfkirche überaus große Bauanlage zu erklären.
Um 1500 wurden erhebliche bauliche Veränderungen durchgeführt. Der zusammengebrochene Turm wurde in der jetzigen Gestalt aufgebaut. Die Dachhaube selbst ist aus dem Jahr 1678. Der Altarraum wurde 1504 angebaut. An der Abrisskante des romanischen Altarraumes ist noch eine halbe Heiligenfigur zu erkennen. Der frühere Altarraum war mit den zwölf Aposteln ausgemalt. Seit dem Umbau im gotischen Stil besitzt die Kirche ein Netzgewölbe. Zu dieser Zeit wurden auch größere Fenster in die Südseite gebrochen und eine steinerne Empore eingebaut. Bei der letzten Innenrenovierung (1984-92) wurde die Kirche farblich wieder im Stil der Bauphase von 1504 ausgemalt. Ähnlichkeiten zur St. Thomaskirche in Leipzig und zur Podelwitzer Kirche sind erkennbar: weiße Wände, weiße Deckenfelder durchzogen mit rotbraunen Gewölberippen. An den Knotenpunkten des Gewölbes sind bunte Strahlen gemalt. In jener Zeit wurde auch der Treppengiebel an der Südseite angebaut. Er soll an den Rost erinnern, auf dem der Hl. Laurentius – der Namenspatron dieser Kirche – 258 starb. An der Eichentür dieses Giebels standen 1638 die Schweden und bedrohten die letzten Einwohner. Nach Ende des 30jährigen Krieges war dann der ganze Ort völlig zerstört und verwaist. Im Turmknopf liegt eine Urkunde mit den Namen der Besiedler, die nach 1649 wieder Leben in das Dorf brachten. Je nach Zunahme der Gemeinde wurde die 1583 begonnene hölzerne Empore 1666 und 1823 erweitert. Lediglich die vier ältesten Felder an der Nordseite sind mit Bildern ausgemalt.

Eine Schönheit besonderer Art ist der barocke Altar. 1705 schnitzte ein Eilenburger Meister das Bibelwort 1. Kor. 13, Vers. 13, in Holz: "glaube richtig, liebe brünstig, hoffe beständig". Als Zusatz findet sich gemalt: "leide geduldig". Im Mittelteil befindet sich der Gekreuzigte, neben ihm zur Linken kniet weinend Maria Magdalena, zur Rechten ist ein abgebrochener Baum zu sehen, der wieder ausschlägt. Darunter ist ein Abendmahlsbild. Die Einsetzungsworte sind rechts und links dazugeordnet.
Die Kanzel wurde 1726 ebenfalls im Stil des Barock von einem Meister aus Taucha gefertigt. Im Turm läuten zwei Glocken aus dem 16. Jh. Aber auch die Neuzeit, z.B. die Ideen der Friedensdekade der Jahre um 1985, hat ihre Zeugnisse hinterlassen. Ein schmiedeeiserner Leuchter zeigt, dass es tatsächlich möglich ist, das Schwert zum Pflugschar umzuschrnieden. Heute trägt er die Osterkerze mit der Botschaft: "Das Leben ist stärker als der Tod". Über dem Taufstein liegt ein Kerzenrad, das an das Kriegsleid in allen Himmelsrichtungen erinnert. So hat sich jede Generation an diesem einzigen denkmalgeschützten Gebäude des Ortes eingebracht. Besonders schwierig waren die Jahre nach dem letzten Krieg. Baumaterial und Geld waren nicht ausreichend vorhanden. Ab 1980 wurde je nach Möglichkeit das Gotteshaus renoviert. Heute sieht man die unterschiedlichen "Handschriften" der Handwerker am Außenputz, weil viele freiwillige Helfer Hand anlegten, um ihre Kirche zu erhalten. 1994 wurden die Bleiglasfenster von 1891 restauriert. Obwohl die Kirche in den letzten Jahren einem Bauplatz glich, konnte hier immer Gottes Wort verkündet werden. Bei allen Mühen hat die Gemeinde Gottes Segen in vielerlei Gestalt erfahren, auch durch Hilfe und Freundschaft von Menschen und Gemeinden. Und immer, wenn die kleinste, die Taufglocke von 1495, im Dachreiter erklingt, ruft sie über Dorf und Land: "Komme mit Frieden!" Und jeder, der hereinkommt, geht an den vielen Menschen vorbei, die sich hier versammelten und die nun auf dem Friedhof rund um ihre
und unsere Kirche ruhen.
(aus: "Spuren in Stein")

Unsere Pfarrhäuser: Krostitz-Hohenleina 
Meist wissen wir über unsere Kirchen mehr als über die dazugehörigen Pfarrhäuser. Über das Krostitzer Pfarrhaus aber könnten viele Seiten gefüllt werden. Vermutlich stand hier schon Anfang des 13. Jahrhunderts eine erste Behausung für den Ortspfarrer, vermutlich auch an derselben Stelle wie heute, denn der Haupteingang des Pfarrhauses liegt unmittelbar der alten Priesterpforte gegenüber.

Die älteste Notiz stammt von Simon Gerlach, der ab 1543 als evangelischer Pfarrer in Hohenleina wirkte. Er schreibt: „Ein arm und gering Pfarrhaus, sind Säulen gerichtet und Sparren darüber gehangen wie eine Scheune, hat keinen Boden, dass man zum Vorrat etwas behalten kann. Die hohe Notdurft [Notwendigkeit] erfordert, dass eine neue Behausung gebaut werde. Einen Garten am Hause, darin habe ich Obstbäume gezeuget [gepflanzt], sind zuvor keine vorhanden gewesen. Eine Grube im Garten, die ganz wüst; wo [wenn] dieselbe wieder aufgeführt und richtig gemacht, könnte ein Pfarrer ein wenig Fischlein behalten für seinen Haushalt.“ Von der Bauweise scheint es sich um einen hölzernen Ständerbau zu handeln, der bis in älteste Zeit zurückreichen könnte. Und es wird nicht neu gebaut! Gerlach beschwert sich 30 Jahre später, dass die Wohnstube immer noch nicht gedielt und „übel des winters halben bewart“ sei, Feuerholz wäre Mangelware.
Von 1610-1628 tat der aus Beucha stammende Magister Zachäus Faber hier seinen Dienst. Er hatte zuvor an der Torgauer Stadtschule als Rektor gearbeitet und war als lateinischer und griechischer Lyriker vom Kaiser geehrt worden. Bekannt geblieben ist er durch das Gesangbuchlied „Fröhlich wir nun all fangen“ (EG 159) – eine Steintafel neben dem Haupteingang erinnert daran.
Im 30jährigen Krieg wurde das Pfarrhaus mehrfach geplündert und schließlich 1637 mit dem Dorf niedergebrannt. Bis 1659 musste der neue Pfarrer auf einem wüsten Bauernhof hausen und zog dann in den Neubau ein, der jedoch schon 1685 durch Brandstiftung zerstört wurde. Und noch ein drittes Mal wird das Pfarrhaus ein Raub der Flammen: 1702 bricht ein Feuer auf der Kirchhof-Schmiede aus, die Bewohner rennen, um die Kirche zu retten, und niemand achtet auf die Pfarre.

Tragischerweise wird bei diesem letzten Brand die kostbare Bibliothek des Johann Benedict Metzler zerstört, der daraufhin in tiefe Depressionen verfällt und viele Jahre keinen Pfarrdienst tun kann.
Um 1780 ist Pfarrer Christoph Heinrich Wachsmuth darauf bedacht, Haus und Garten zu verschönern. An den Giebel des Pfarrhauses pflanzt er Weinstöcke, den Garten gestaltet er zu einem Park mit tempelartigem Gartenhaus um. Zwei Teiche lässt er durchstechen und mit einer Brücke überspannen. Die napoleonischen Kriege zerstören aber wieder dieses Idyll. Wachsmuths Schwiegersohn, Friedrich Baltzer, muss in einer Nacht durch das Fenster springen, um sich vor den Plünderern zu retten. Ungebetene Gäste quartieren sich ein. Für mehrere Wochen lässt sich ein Capitaine Dubrais aushalten, der mit seiner angeblichen Gemahlin aus Leipzig, der „Jungfrau Püschel“, und zahllosen Gästen im Pfarrhaus sein Unwesen treibt. Andere Einquartierungen versprachen einen gewissen Schutz. So übernachtete vom 13.-14. Oktober, kurz vor der Völkerschlacht, der französische Marschall und Herzog von Treviso, Édouard Mortier, im Pfarrhaus. Ein Jahr nach diesen Ereignissen wurde im Pfarrhaus Eduard Baltzer geboren, der später als freireligiöser Prediger, Begründer des deutschen Vegetarismus und der Jugendweihe wichtigen Einfluss erlangen sollte.


Im Jahr 1869 wurde das alte Pfarrhaus, welches in Nord-Süd-Ausrichtung stand, abgerissen und das jetzige helle und großzügige Gebäude errichtet. Im gartenseitigen Erdgeschoss war ein Wirtschaftsraum mit großem Backofen eingerichtet, auf der anderen Seite schloss sich ein Raum für die Kinderunterweisung an. Das Amtszimmer besaß eine kleine hölzerne Veranda. Unter dem Dach war eine bescheidene Kantorenwohnung eingerichtet. Nach 1945 wurden zahlreiche Fenster zugemauert, um Stellflächen zu gewinnen für die vielen Flüchtlingsfamilien, die zimmerweise im Pfarrhaus einquartiert worden. Als Pfarrer Friedrich Baentsch in den Ruhestand ging, wurde für ihn und seine Frau eine kleine Ruhestandswohnung mit Anbau zum Garten hin geschaffen. Pfarrer Karl-Heinz Uth sorgte in den 1970er Jahren unter abenteuerlichen Verhandlungen für den Einbau neuer Fenster. Auch lange nach der Wende blieben die Verhältnisse im Pfarrhaus sehr bescheiden – die Renovierung der Kirchen ging vor. Erst ab 2009 erfolgte unter Federführung des Kirchenkreises die aufwendige Sanierung. Beinahe wäre es 2011 noch einmal zu einem verheerenden Brand gekommen, aber dies konnte mit Gottes Hilfe abgewendet werden. (fk)
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Fotogalerie Krostitz:
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