Kirchen

Liemehna

Liemehnaauen3 WebsiteDie älteste Jahreszahl, die einen Hinweis auf die Entstehungszeit der Liemehnaer Kirche gibt, findet sich an einem Stein der romanischen Grundmauern: 1209. Der wuchtige Turm lässt ebenfalls auf die romanische Entstehung der Kirche schließen. Sie dürfte allerdings ursprünglich kleiner gewesen sein. Eine erste größere bauliche Veränderung wird im 15. Jh. angenommen. Darauf weist vor allem das sehr schöne Portal der Kirche hin, das als spätgotische Porphyrarbeit aus dieser Zeit stammt.

Auch in Liemehna begegnet man den Spuren des 30jährigen Krieges. Kirche und Pfarrhaus waren verwüstet. In der Kirche sollen sich Söldner eingenistet haben, welche die Handelsstraße Eilenburg-Leipzig kontrollierten und wie von einem Raubritternest aus viele Vorbeiziehende ausraubten. Nachdem wieder Frieden in den Landen eingekehrt war, setzte man auch die Liemehnaer Kirche wieder instand. Sie wurde in den Jahren 1658-1660 wiederaufgebaut und 1660 geweiht. Aus dieser Zeit stammt ihre heutige Gestalt, vielleicht sogar das verwitterte Zifferblatt. Auch der Turm wurde damals, aber erst zehn Jahre nach der Wiedereinweihung, nämlich 1670, höher gebaut und erhielt die Haube, die noch heute weithin sichtbar ist.

LiemehnaOrgel WebsiteEine erste Orgel wurde bereits 1684 eingebaut. Diese wurde im Jahr 1856 durch eine neue ersetzt. Die heutige Orgel ist entweder ein Umbau oder eine Nachfolgerin der Orgel von 1856 und wurde um 1900 erbaut. Heute bereitet die Kirche der Gemeinde wieder Kopfzerbrechen. Allerdings hat noch niemand darüber gereimt. Der Turm wurde 1990 erneuert, das Dach 1993 gedeckt. Beste Voraussetzungen sind also zum Erhalt gegeben. Jedoch der Dachbereich, aber auch Teile der Empore, Bänke, Wandpaneel und Fußboden sind schwammbefallen. Die Kirche muss trockengelegt werden. Die Feuchtigkeit, die in den meisten Kirchen das größte Problem ist, muss bekämpft werden; auch Holzschäden müssen repariert werden. Die Gemeinde musste schon auf die vielgeliebte Christvesper in der Kirche verzichten und "Stille Nacht" im Saal der ehemaligen Gaststätte singen. Seit über 20 Jahren hat Liemehna keinen Pfarrer mehr. Das unbewohnte Pfarrhaus drohte zu verfallen und einzustürzen. Dank der Bemühung eines Gemeindegliedes und Lehrers am Theologischen Seminar in Leipzig konnten Theologiestudenten dafür interessiert und gewonnen werden, im Pfarrhaus einzuziehen. So wurde 1973 die Bruderschaft Liemehna gegründet. In Zusammenarbeit von Gemeinde und Studenten in zum Teil abenteuerlichen Aktionen gelang es, das Pfarrhaus zu erhalten.

Heute wohnen sieben Studenten im Pfarrhaus und hoffentlich kommen immer wieder neue. Es ist für die Liemehnaer wichtig geworden, dass "die Studenten" da sind. Sie unterstützen den Pfarrer und die Gemeinde, halten Gottesdienst, kümmern sich um einzelne Gemeindeglieder, sorgen auch für die Kirche und helfen bei den notwendigen baulichen Aktionen mit.

(aus: Spuren in Stein)

liemehna19Egal aus welcher Richtung man nach Liemehna kommt von weitem sieht man die über 800jährige Kirche. Die alten Grundmauern und der wuchtige Turm lassen auf die romanische Entstehungszeit schließen. Vermutet wird, Gerbstedter Nonnen gründeten die Kirche in Liemehna im Jahr 1209.

Der dreißigjährige Krieg forderte wie überall auch in Liemehna seinen Tribut. Von der Kirche aus hatte man einen guten Überblick auf die Handelsstraße Leipzig–Eilenburg. Die Schweden nutzten deshalb dieses Quartier, um Biertransporte zu überfallen. Ein verheerender Brand entstand und vernichtete 1639 die Pfarrwohnung, Stallgebäude, Scheune - und auch die Kirche wurde Opfer der Flammen. In nur wenigen Stunden war nur noch ein Trümmerhaufen vorhanden.

Jahre nach dieser Katastrophe baute man das Pfarrhaus und die Scheune wieder auf. Aus dem Metall der vom Brand zerstörten Glocken wurden 1653 von Meister Peter Stengler in der Rotgießerei Leipzig zwei neue Glocken gegossen und auf einem Glockenstuhl aufgehängt. Die Kirche ist von 1658 - 1660 wieder aufgebaut wurden. Das nötige Geld kam aus sechs Diözesen und das nötige Holz wurde von Kurfürst Johann Georg aus den sächsischen Wäldern bewilligt. Weitere zehn Jahre später wurde der Turm von Meister Andreas Rauchfußen (Eilenburg) höher gebaut und erhielt seine noch heute weithin sichtbare Haube. Die Glocken fanden endlich wieder Platz im Turm. Die Eindeckung des Turmes mit Schiefer übernahm Meister Samuel Burckhard aus Torgau, den Knopf mit Fahne und Stern hat Meister Georg Gollwitz, ein Kupferschmied aus Eilenburg, gefertigt. Die Uhr wurde wieder hergerichtet, Altar, Predigtstuhl und Taufstein wurden von einem Kunstmaler aus Eilenburg bemalt. 1681 ist die obere Decke in der Kirche gemalt wurden. In alten Unterlagen findet sich die Nachricht vom Kauf eines neuen Orgelwerks 1684. 1727 wird die Orgel durch eine neue ersetzt.

Reparaturen an Kirche und Kirchturm sind in den folgenden Jahren immer wieder durchgeführt wurden. 1830 wurden größere bauliche Veränderungen geplant. Die Kirche wurde repariert, Fenster auf der Nordseite ausgebrochen und die 1681 gemalte Decke durch eine Gipsdecke verdeckt. Der Altar wurde abgetragen, die Orgel repariert und die Kirche innen geweißt.

liemehna kirchturm4 191855 sollte die Kirche und Turm von außen verputzt werden, doch das Kreisbauamt legte fest, das nicht verputzt, sondern nur ausgefugt werden sollte. Statt diesen Bestimmungen Folge zu leisten, hat man sowohl Kirche und Turm abgeputzt und geweißt und dabei die Türeinfassung und das Gesims des Turmes mit Kalk überpinselt. Der königliche Landrat in Delitzsch forderte die Namen der Verantwortlichen, um sie für Ihre Eigenmächtigkeit zur Verantwortung zu ziehen. 1856 wurde Kirchendach und Dach des Turmes repariert, dabei der Turmknopf vergoldet. 1857 wurde eine neue Orgel durch den Orgelbauer Schrickel aus Eilenburg gebaut. 1870 wurde eine Vereinbarung über die Herstellung einer neuen richtiggehenden Kirchenuhr durch Uhrmacher Handke aus Pressel getroffen. Nach einem Blitzschlag 1906, wurde 1907 die Instandsetzung der Kirche mit einem Kostenaufwand von 17.000 Mark beschlossen. Eine elektrische Heizung bekam die Kirche 1910.

1917 wurde die kleine Glocke aus Bronze vom Turm heruntergenommen um sie zu Heereszwecken zu verarbeiten. 1922 wurde eine neue Glocke aus Bronze angeschafft und am Pfingstsonntag geweiht.

Die 1857 gebaute Orgel war in einem sehr schlechten Zustand und somit wurde 1937 von der Firma Wilhelm Rühlmann (Zörbig) eine neue Orgel erbaut und am 26.05.1938 war die Einweihung. Diese Orgel wird heute noch bespielt, aber muss dringend repariert werden.

liemehna kirchturm1 19Die Glocken wurden auch 1940 wieder erfasst, um für die Kriegswirtschaft eine sofort greifbare Reserve an Metall zu schaffen, wurde die kleine Glocke wieder eingeschmolzen. 1957 wurde eine Hartgussglocke in Auftrag gegeben und im Mai 1958 fand die Glockenweihe für die neue zweite Glocke statt.

liemehna altar191965 wurde eine neue Blitzschutzanlage auf der Kirche errichtet. Dachreparaturen an Pfarrhaus und Kirche wurden vom Dachdecker R. Hennig Liemehna ausgeführt. 1975 erhielt die Kirche eine neue Tür mit dem Fenster über der Tür, von Herrn Süptitz aus Wölpern für 1200 Mark.

Matthias Vödisch (Bergsteiger) führte 1980 Reparaturarbeiten am Turmdach aus, dafür seilte er sich ab. Im Frühjahr 1990 hat ein Sturm das Turmdach stark beschädigt, auf einigen Quadratmetern fehlten Holzblanken und Dachschiefer. Das hatte zur Folge, dass auch die Glocken und die Orgel in Mitleidenschaft gezogen wurden. Im Vorderschiff der Kirche war eine Schwammbekämpfung notwendig und das nötige Geld für all diese Arbeiten fehlte.

Theologiestudenten, die im Pfarrhaus wohnten, starteten gemeinsam mit der Gemeinde eine Spendenaktion. Ende Oktober 1991 konnte endlich der Auftrag an die GEBA GmbH aus Mühlhausen erteilt werden. Das Turmdach wurde vom Seil aus ohne Gerüst erneuert. Mitte der 90iger Jahre wurde auch das Kirchenschiff neu eingedeckt und die Uhr erneuert, auf deren Ziffernblatt keine Ziffern, sondern der Spruch NUTZEDIEZEIT zu finden ist.

2013/2014 wurde die Kirche endlich neu verputzt. Die äußere Hülle ist nun intakt. Für die Zukunft ist die innere Verschönerung geplant. Herr Peikert hat schon einige Arbeiten erledigt. Der Putz im unteren Teil wurde entfernt, um das Mauerwerk auszutrocknen, in der Sakristei sind Steine verlegt. Die Sanierung der Orgel und des Altar sind die nächsten vor uns liegenden Aufgaben. (Quelle - Gemeindeblatt Dez. 2019, Anne-Kathrin Windisch)

Fotogalerie:

 

 

Die Rühlmann-Orgel

Wir freuen uns, dass in unserem Kirchspiel eine weitere Orgel restauriert werden konnte und nun nach vielen Jahren wieder vollständig und in ursprünglicher Schönheit erklingen darf. Seit über 5 Jahren hat die Kirchgemeinde Liemehna für ihre Orgel gesammelt, Förderanträge geschrieben und sich beraten lassen. Einmal gab es sogar eine Benefiz-Autorenlesung. Dann endlich konnte mit finanzieller Unterstützung durch den Denkmalschutz und durch den Orgelfonds der Landeskirche der Auftrag an die Orgelbaufirma Rösel (Saalfeld) vergeben werden.

Die Orgel ist bemerkenswert nicht etwa durch ihr hohes, sondern ausgerechnet durch ihr geringes Alter. Sie ist nämlich eine der letzten Orgeln (Nummer 463 von 467 Orgeln), die in der fast 100 jährigen Tradition der Zörbiger Orgelwerkstatt Wilhelm Rühlmann entstanden sind. In ihr flossen die langen Erfahrungen eine der berühmtesten und aktivsten mitteldeutschen Werkstätten zusammen. Die Liemehnaer Orgel wurde 1937/38 unter Verwendung von Gehäuse und Material
der Vorgängerorgel von 1856 gebaut. Die Prospektpfeifen sind aus Zink gefertigt, einzelne Teile auch aus Zinn, klingen tun aber nur die mittleren drei Felder.

Dahinter sind zunächst die Pfeifen des ersten und zweiten Manuals angeordnet, ganz hinten an der Rückwand befinden sich die großen Pedalpfeifen. Die Register beinhalten kräftige und zauberhafte leise Stimmen wie zum Beispiel eine Spitzflöte oder ein Salicional, das wie aus einer anderen Welt zu kommen scheint. Beim Pedal fällt ein Cello auf und, überraschend als 2-Fuß-Stimme konzipiert, ein Nachthorn.

Am Spieltisch finden sich sage und schreibe sechs Koppelregister - ein deutlicher Hinweis, dass es sich um eine pneumatische Orgel handelt. Bei diesem von Rühlmann bevorzugten Orgeltyp dient die vom Doppelfaltenbalg erzeugte Luft nicht nur der Klangerzeugung, sondern durch bündelweise Druckleitungen auch der Übermittlung der Ton- und Koppeltrakturen. Diese seit 1870 eingesetzte Bauweise hat gegenüber den mechanischen Trakturen den Vorteil einer unglaublich leichten Spielweise, so dass man die Orgeln nicht mehr „schlagen" musste.

Gerade wenn man eine oder zwei mechanische Koppeln einsetzte, waren die Orgeltasten nur noch mit viel Kraft zu drücken. Aber die Pneumatik hatte auch einen großen Nachteil: sie verzögerte merklich die Tonerzeugung. Aus diesem Grund werden heute kaum noch pneumatische Orgeln gebaut. Eine Uberraschung gab es noch, als durch den Restaurator alle Pfeifen ausgebaut waren und Gilbert Peikert dankenswerterweise den Putz an der Rückwand und Decke saniert hat: An der Decke tauchte ein Kassettenfeld auf, das nicht wie die übrige Kassettendecke im Kirchenschiff überstrichen worden war, sondern noch die ursprüngliche Bemalung mit Akanthusranken zeigt. Nun freuen wir uns auf die offizielle Einweihung durch ein festliches Orgelkonzert mit dem Dübener Kantor Norbert Britze, der mit Rühlmann-Orgeln besonders vertraut ist. (fk) - Quelle: KirchespielKalender März-Mai 2024