Kirchen

Priester

Priester WebsiteDer Name des Ortes Priester bezieht sich nicht auf einen Geistlichen, sondern er stammt aus dem Wendischen. Urkundlich wird er 1100 Brezderi, 1145 Pristire genannt und bedeutet Birkenschäler. Die Wenden benutzten die Rinde der Birken als Dachabdeckung.

Die Kirche zu Priester mag um 1500 aus Bruchsteinen und Backsteinen gebaut worden sein. Aber durch zahlreiche Umbauten wurde sie stark verändert. Erhalten geblieben ist der Turm. In ihm befinden sich zwei Bronzeglocken von 1686 und 1854. 1721 wurde das Schiff gänzlich erneuert.

Altar und Emporen stammen auch aus dieser Zeit. Die Orgel wurde 1859 vom Eilenburger Orgelbauer Geissler eingebaut.

PriesterTaufstein WebsiteDer Taufstein stammt aus dem Jahre 1590 und ist aus Sandstein gehauen. Um 1980 sollte diese Kirche aufgegeben werden, aber zahlreiche Gemeindeglieder setzten sich für die Erhaltung ein. Seit 1983 wurden außen und innen umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Die Fenster wurden 1991 erneuert.

1992 wurde ein neues Gestühl eingebaut. So konnte die Kirche den Gemeindemitgliedern von Priester und Kupsal wieder als Gotteshaus dienen. Im Vorraum zum Kirchenschiff stehen zwei Steinfiguren. Sie beziehen sich auf 1. Kor. 13, Vers 13 und stellen den Glauben und die Hoffnung dar. Die Dritte im Bunde, die Liebe, muss von den Christen in vielen Häusern und unter den Menschen und Geschöpfen gelebt werden.

Im Altarraum steht seit 1996 ein von einem Konfirmanden geschmiedeter Osterleuchter, der das in Eisen geschmiedete Bibelwort Micha 4 darstellt: "Schwerter zu Pflugscharen".

(aus "Spuren in Stein")

 

Kirche Priester webWäre nicht ein Wegweiser an der alten Dorfstraße, könnte man meinen, Priester habe überhaupt keine Kirche. Still und bescheiden liegt sie am Nordrand des Dorfes, ein Weglein führt von ihr hinaus auf die Felder. Ihr Alter ist sehr schwer einzuschätzen, weil sie mehrere starke Umbauten erfahren hat. Erwähnt wird sie erstmalig in den Visitationsberichten von 1534 als Filialkirche von Hohenleina (Krostitz). Die Kirche hat aber schon vor der Reformation bestanden. Vielleicht ist sie um 1500 parallel zu den großen Umbaumaßnahmen an der benachbarten Hauptkirche errichtet worden. Oder muss noch viel weiter zurückgedacht werden? Über der zugemauerten Sakristeitür findet sich auf der Nordseite ein ebenfalls zugesetztes kleines Rundbogenfenster, welches auf die romanische Zeit deutet.

Das älteste Inventar in ihr stellt der kunstvoll geschnittene Taufstein von 1590 dar, auf dessen oberem Umlauf zu lesen ist: „UND SIE BRACHTEN KINDELEIN ZU IESU, DAS ER SIE ANRIRETE“, und auf dem äußeren Umlauf: „GEHET HIN IN ALLE WELT UND LERET ALLE HEIDEN UND TEUFFET SIE: MATEI AM LETZTEN“. Das älteste Kirchenbuch setzt im Jahr 1586 ein. Anders als alle anderen pfarramtlichen Unterlagen hat es die Zerstörungen des 30jährigen Krieges nur deshalb überlebt, weil es von dem Schulmeister der Schule in Priester geführt wurde. Die Gründung solcher Schulen hatte zuvor Martin Luther für alle evangelischen Orte eifrig empfohlen.

Nach Kriegsende wurden 1681 Altar und Kanzel erneuert und 5 Jahre später eine Bronzeglocke für den Turm in der Leipziger Werkstatt von Gottfried Stein gegossen. Um 1720 sorgte Pfarrer Johann Benedict Metzler für eine grundlegende Erneuerung: Der marode Turm über dem Chorraum wurde abgerissen und mit barocker Haube neu errichtet; der Kanzelaltar, die Emporen und das Kirchengestühl wurden ebenfalls erneuert. Eine erste Orgel wurde 1818 eingebaut, bevor sie dann 1859 durch die einmanualige Geißler-Orgel aus Eilenburg ersetzt wurde. 1911 erfolgten weitere Sanierungsmaßnahmen.

Im ersten Weltkrieg wurden die beiden kleineren Glocken von 1854 zu Kriegszwecken eingeschmolzen. Und auch von den darauf neu gestifteten Glocken wurde im zweiten Weltkrieg wieder eine für ungute Zwecke abgeliefert. Auf der anderen, die neben der großen Glocke von 1686 erhalten geblieben ist, steht, dass sie „im Hitlerjahr 1934“ gegossen wurde. Wie viel Unglück und bösartige Grausamkeit die Hitlerjahre über unzählige Menschenleben gebracht haben, begann man erst später zu überblicken. An der Glocke sind keine verherrlichenden Symbole dieser Zeit zu finden, deshalb wird sie auch weiterhin geläutet.

Priester Turmaufsatz webAnfang der 1980er Jahre war die Kirche dermaßen baufällig geworden, dass sie schon aufgegeben werden sollte. Durch die Initiative von Pfarrer Karl-Heinz Uth und engagierter Priesteraner wurde die Kirche in den Jahren 1984-1992 Stück für Stück dem Verfall entrissen. Die schönen Malereien an der hölzernen Kassettendecke fingen wieder zu leuchten an und formschöne Kirchenbänke wurden von Jörg Schirmer getischlert. Die letzte Großmaßnahme bestand in der Außensanierung der Kirche vor zwölf Jahren. Bei diesem Anlass wurden die Turmknöpfe geöffnet und mit aktuellen Informationen aus dem Dorf versehen. (fk)

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Erinnerung an Flugzeugabsturz bei Priester

Am 2. November 1944 stürzte bei Priester ein Bomber der US-Airforce nach einem Treffer durch die deutsche Flugabwehr ab. Nun wurde eine Gedenktafel zu Ehren der Besatzung in der Kirche des Ortes angebracht. Dabei waren unter anderem Zeitzeugen anwesend, die sich erinnern.

Priester. Gemeinsam enthüllen der Krostitzer Pfarrer Friedemann Krumbiegel und Linda Newman-Toth, Mitarbeiterin des US-Konsulats in Leipzig, in der Kirche von Priester eine Gedenktafel für die neunköpfige Besatzung der abgestürzten B-17, die den Namen „The Jub Jub Bird“ trug. Das Flugzeug war am 2. November 1944 in der Nähe des Ortes nach deutschem Flak-Beschuss abgestürzt, „geplatzt“ wie es im Kirchenbuch geschrieben steht. Sieben der Insassen kamen dabei ums Leben und wurden von den Ortsansässigen auf dem Friedhof von Priester begraben. Im Jahr darauf exhumierte die US-Armee die Toten, um sie umzubetten.

Damit das Geschehene nicht in Vergessenheit gerät, erinnert jetzt die kleine, goldene Tafel im Vorraum des Kirchenschiffes an den Absturz. Zahlreiche Gäste und der Chor sind bei der Andacht, dem gemeinsamen Beten, Singen und Erinnern dabei, die kleine Kirche ist voll besetzt. Unter ihnen ist auch Heinz Haupt aus Kupsal, der die Geschehnisse damals selbst beobachtete. „Ich habe gesehen, wie er in der Luft auseinanderbrach“, erinnert sich der 92-Jährige, „und wie sich in großer Höhe ein Fallschirm öffnete.“ Er habe einen Überlebenden gefunden und versucht ihn anzusprechen, jedoch habe der wegen einer Verletzung durch einen Granatsplitter nicht reagiert. Als ein hinzukommender Dorfpolizist meinte, dass der Überlebende erschossen werden sollte, habe er dem vehement widersprochen, bis schließlich ein Luftwaffenoffizier gekommen sei, der den US-Amerikaner gefangen nahm.

Auch Stephan Schilling ist bei der Andacht dabei. Er betreut einen ehemaligen Luftschutzbunker bei Krumpa in der Nähe von Merseburg und beschäftigt sich mit Abstürzen von Flugzeugen im Zweiten Weltkrieg in der Region. Durch Zufall hat er ein paar Teile des Flugzeugs auf einem Feld gefunden, berichtet er. Daraufhin meldete sich Roger Lemley, Cousin des verstorbenen Bordfunkers, aus den Vereinigten Staaten und bat ihn, seiner Familie die Überbleibsel zukommen zu lassen, so Schilling. Nach einer Weile seien die Hinterbliebenen mit dem Wunsch auf ihn zugekommen, eine Gedenktafel für die Toten anzufertigen. Die Familie habe das nötige Geld gesammelt und er kümmerte sich, in Absprache mit Pfarrer Krumbiegel und Rolf Schulze, um die Umsetzung.

Jetzt, zur Andacht, verliest er Grußworte der Familie aus den USA, die sich bei allen Helfern bedankt. Konsulatsmitarbeiterin Linda Newman-Toth er hingegen mahnt die Anwesenden, dass das Gedenken auch für die gemeinsame Entschlossenheit stehen muss, einen Konflikt zwischen den Nationen nie wieder zuzulassen. Zum Ende schließt Pfarrer Krumbiegel seine Rede mit der Jahreslosung 2019 ab: „Suche Frieden und jage ihm nach!“

Quelle: LVZ | 08.11.2019 | Bastian Raabe

 

 

Die Geißler-Orgel in Priester

Lange Zeit gehörten fast alle Orte unseres Kirchspiels zum sehr alten Eilenburger Kirchenkreis. Eilenburg hatte unter anderem auch mehrere Orgelwerkstätten zu bieten, in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konkurrierten gleich drei Meister miteinander. Der begabteste unter ihnen war vermutlich Conrad Geißler, der sich mit Hingabe und Bescheidenheit vor allem kleineren Orgeln gewidmet hat – die wenigen dreimanualigen Orgeln sind allesamt Opfer des letzten Krieges geworden. Heute hat der besonders feine Klang seiner rund 120 Orgeln, die er in 45 Jahren seines Arbeitslebens schuf, eine ganz Schar von eingeweihten Bewunderern und es gibt liebevolle Einspielungen aus allerkleinsten Dorfkirchen. In unserem Kirchspiel gibt es in Priester und Krostitz-Hohenleina gleich zwei Orgeln von Conrad Geißler, eine dritte, die Orgel in Pehritzsch, gehört zu den wenigen, die Geißler lediglich erweiterte.  

Die Orgel in Priester erbaute der Meister im Jahr 1859. Sie steht als Opus Nr. 16 ganz am Anfang seiner Wirksamkeit und fügt sich mit ihrem einen Manual und Pedal mit insgesamt 10 Registern perfekt in den kleinen Kirchraum ein. Kurz zuvor hatte Geißler eine technische Kehrtwende vollzogen. War er nach seinen Wanderjahren mit der eigenen Firma gleich modern gestartet und hatte Kegelladen, die erst 1842 erfunden worden waren, in die Instrumente eingebaut, so kehrte er ab 1857 zur klassischen Schleiflade zurück und verzichtete noch in späteren Jahren auf die dann aufkommende Pneumatik. Damit verlor er in seiner Spätzeit viele Aufträge an die modisch aufgestellte Konkurrenz. Aus heutiger Sicht wird gesagt, dass die Vorteile der mechanischen Schleifladentechnik überwiegen. Und tatsächlich zeichnen sich die Geißler-Orgeln durch ihre Solidität und lange Haltbarkeit aus.

Die Orgel in Priester ist auch optisch schön anzusehen und fügt sich mit ihrem romantisierenden Gehäuse sehr geschickt in die doch etwas beengten Verhältnisse auf der Empore. Die Klangfarben der wenigen Register sind perfekt aufeinander abgestimmt. Besonders stechen die weichen Gedacktstimmen als Vier- und Achtfuß und eine Viola di Gamba hervor.

Die Orgel wurde 2005 gemeinsam mit der Orgel in Krostitz-Hohenleina von Georg Schloetmann aus Hannover (Emil-Hammer-Orgelbau) sorgfältig restauriert. Heute wird sie meist von Dr. Christopher Rosche ehrenamtlich gespielt, der mit vielen anderen Instrumentalisten und Sängern und natürlich auch der Geißler-Orgel schon mehrfach sehr bunte Kirchenmusiken organisiert hat. Seine Tochter Luisa hat auch schon die Orgel „geschlagen“, wie man im Organistendeutsch sagt. In guter Tradition, denn Margarete, die drittjüngste Tochter von Conrad Geißler, ließ sich ebenfalls von den Orgeltönen ihres Vaters begeistern und wurde zu ihrer Zeit eine der wenigen Kantorinnen, die es damals gab. (fk)