Kirchen

Mocherwitz

Mocherwitz WebsiteDie Kirche östlich im Dorf ist eine romanische Anlage. Der Turm ist mit dem Schiff gleich breit. Die Kirche wurde aus Feld- und Bruchsteinen gebaut. Im Turm befinden sich drei Bronzeglocken. Die älteste stammt aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhundert, die beiden anderen von 1881. Unmittelbar vor dem Altar steht der steinerne Taufstein von 1600. Die Orgel mit Barockausstattung wurde 1721 eingebaut. Bei den jüngsten Außenrenovierungsarbeiten fand man 1996 unter dem Putz der Südwand ein zugemauertes romanisches Portal und ein zugemauertes Fenster aus gleicher Zeit. Innen sind Chor und Saal durch einen Rundbogen verbunden. Beide Räume haben flache holzverschalte Decken. Die hölzerne Altarwand stammt aus dem Jahr 1892.

(aus "Spuren in Stein")

In der dunklen Jahreszeit staunt mancher Autofahrer über das farbige Licht, dass aus einem Radfenster der Mocherwitzer Kirche bricht. Das romanische Gebäude liegt nahe an der Durchfahrtsstraße und hat wohl schon in früheren Zeiten die Reisenden zum Innehalten eingeladen. Dabei fällt der älteste, um 1050 n. Chr. erbaute Teil heute kaum noch ins Auge. Die erste Kapelle wirkt heute wie ein Anbau, der an der Nordseite gelegen ist. An dieser Stelle wird ursprünglich ein sorbisch-wendischer Gerichtsplatz vermutet. Mönche aus Magdeburg, Merseburg und vom Petersberg haben hier den Grundstein für ein christliches Gotteshaus gelegt. Wer heute diesen ältesten Teil betritt, muss drei Stufen unter das jetzige Oberflächenniveau hinabsteigen. Der winzige Raum kann nur wenigen Menschen Raum gegeben haben. Um das Jahr 1250 wurde deshalb auf der Südseite eine größere Kapelle angebaut, der jetzige Chorraum.

mo altUnd 1380 erweiterte man diesen Raum um das Kirchenschiff mit drei romanischen Fenstern, einem Eingang im Süden und einem wehrhaften Kirchturm gen Westen. Als Baumaterial verwendete man Bruchsteine, Findlinge und Raseneisensteine. Als man 1721 eine Orgel einbauen wollte, verband man den Turm und das Schiff, in dem die Zwischenwand durchbrochen und eine Empore eingebaut wurde. Die Tür an der Südseite baute man nun zu einem Fenster um, und die Turmtür wurde zum eigentlichen Kircheneingang. Die älteste Kapelle benutzte man noch bis 1891 als Sakristei. Zu dieser Zeit rückte man den Altar nach vorne, so dass der Raum dahinter ebenfalls zum Ankleiden des Pfarrers und als Sakristei genutzt werden konnte. Die Tür aber nach der alten Kapelle mauerte man zu und nutzte diesen Raum nur noch von außen als Leichenhalle.

Zur Inneneinrichtung der Kirche gehören heute der Taufstein aus dem Jahr 1600 und die Rühlmann-Orgel, die noch das Schnitzwerk des barocken Vorgängerinstruments trägt. Die Altarwand wurde erst 1892 eingebaut. Im letzten Weltkrieg sind zwei von drei Bronzeglocken abtransportiert worden. 1956 wurden neue Stahlglocken eingebracht. Zu den jüngsten Erinnerungen gehören auch die Störche, die sich seit 1960 regelmäßig auf dem Mocherwitzer Kirchendach häuslich niederließen. Mehrfach haben die Mocherwitzer ihren Störchen das Nest neu befestigt. Aber auch an der Kirche selbst wurde immer wieder mit viel ehrenamtlichem Engagement Hand angelegt: 1964 wurde das Dach völlig neu gedeckt; 1978 der Taubenmist aus dem Turm entfernt; 1985 der Innenraum neu gestrichen und verputzt und der Fußboden verlegt; 1993 die Stromleitung zur Kirche gelegt; 1995 eine Entwässerung der Fundamente bewerkstelligt; 1997 die Fenster angestrichen und die Altarbehänge erneuert; 2002 eine elektrische Orgel gekauft; 2003 Stühle aus der Brinnis Gastwirtschaft angekauft; 2008 ein Tropfwasserschutz an den Außengesimsen und Turmluken angebracht. Die nächste Station ist eine komplette Dacherneuerung nach historischem Vorbild. Weitere Bauarbeiten an Turm und Kirchenschiff (Risssanierung) sollen sich dringend anschließen.

(aus Gemeindeblatt 09-11-2019)

Sanierung: Kirche Mocherwitz offenbart Baugeheimnisse

mocherwitz 0521Der Turm der Mocherwitzer Kirche zeigt nacktes Mauerwerk. Auch mit dem Dachdecken geht es seit einiger Zeit nicht mehr voran. Die Sanierung braucht mehr Zeit als gedacht. „Viele der Arbeiten haben der Sicherung gedient“, erklärt der Krostitzer Pfarrer Friedemann Krumbiegel. So musste ein Riss, der vor acht Jahren entdeckt wurde, beseitigt werden. Die stählernen Maueranker sind zu erneuern. Morsche Steine müssen ausgetauscht werden. Die Haltbarkeit des Gebälks wurde überprüft, schadhaftes wurde ausgetauscht. Eine aufwändige Prozedur. Denn alles geschah unter der Prämisse, so viel wie möglich zu erhalten. Schließlich sind die Hunderte Jahre alten Eichenbalken wertvoll. Wenn sie noch halten. Doch wie so oft bei alten Bauten zeigten sich das wahre Ausmaß der Schäden erst im Baugeschehen.

So ergaben sich immer wieder neue Hürden. „Die Handwerker stehen dann natürlich auch nicht immer parat. Wir sind schon fürchterlich in Verzug geraten“, so Bernd Hennig vom Vorstand der örtlichen Kirchengemeinde. Zuletzt wurden nun auch noch am Gesims unterm Dach Reliefsteine entdeckt, die während voriger Sanierungen mit Zement überkleistert worden waren. Diese sollen nun wieder freigelegt oder fachgerecht erneuert werden. Auch damit ergeben sich weitere Verzögerungen. Denn das Dach kann bis dahin nicht fertig gedeckt werden. Das letzte Mal bekam der Turm in den 1960er-Jahren neue Dachziegel. „Wir haben im Turm die Zahlen 1735/36 gefunden. Vermutlich ist damals das letzte Mal grundhaft etwas gemacht worden“, so Bernd Hennig.

Parallel laufen aber bereits die Vorplanungen für die Sanierung des Kirchenschiffes. Auch dort soll das Dach neu gedeckt, das Gebälk ebenfalls untersucht und wo nötig repariert werden. Die Kirche im 170-Einwohner-Ort ist eine der ältesten im Landkreis Nordsachsen. Die ältesten Gebäudeteile stammen aus der Zeit um 1050. Heute hat die rührige Kirchengemeinde im Ort 25 Mitglieder. Aber beim Aufräumen auf der Baustelle halfen auch schon nichtkirchliche Mocherwitzer gern mit. 

Quelle: LVZ | Heike Liesaus | 22. Mai 2021

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