Kirchen

Wölpern

Von vielen Seiten weithin sichtbar ragt der Wölpernsche Kirchturrn übers Land. Er wurde 1837/38 umgebaut und bekam seine jetzige Größe und Gestalt. Die unteren Teile des Turmes aber weisen auf eine romanische Entstehungszeit hin (13 ./14. Jh.). Wölpern sei – nach einer Chronik aus dem Jahr 1660 – vormals die "Hauptkirche" gewesen. Sie wurde aber 1637 fast völlig zerstört. Nach dem Ende des 30jährigen Krieges unternahm man große Anstrengungen, um die Kirche wieder aufzubauen. Sie konnte bereits 1664 "unter dem Namen der Himmelspforte" vom Eilenburger Superintendenten Buchholz wieder eingeweiht werden.

Die Kirche erhielt um die Jahrhundertwende eine neue innere Ausgestaltung. Sie erstrahlte in hellen Farben. Die Decke wurde mit Stuckarbeiten verziert, ein neuer Altar vom damaligen Pfarrer Brunner (der von Weltewitz aus auch für Wölpern zuständig war) gestiftet, die Kanzel und die Taufe farblich dem Altar angeglichen, die Orgel repariert und ebenso farblich der neuen Innengestalt der Kirche angepasst.

Inzwischen mussten die meisten Teile der Stuckdecke herausgenommen werden, da Einsturzgefahr bestand. Zum Vorschein kam eine barocke Deckenbemalung, die in der nächsten Zeit von Restauratoren untersucht werden soll. Zurzeit kann der Gottesdienst nur im "Groitzscher Chor" stattfinden, einer Patronatsloge, die etwa dreißig Menschen Platz bietet, was bei "normalen Gottesdiensten" genügt, aber bei Beerdigungen doch zu großen Problemen führt. 

Mindestens seit dem 15. Jahrhundert ist Wölpern selbst Pfarrkirche gewesen. Von daher stammt jedenfalls die Verbindung der Kirche Wölpern mit dem Gut Groitzsch. Die alten Groitzscher kennen den "Kirchweg". Früher ging man zu Fuß die etwa fünf Kilometer zur Kirche. Die Herrschaft fuhr mit dem Pferdewagen. Der Weg dorthin war immer ein geselliges Ereignis. Schließlich ging man oft genug nach der Kirche auch zum Frühschoppen.

Nach und nach ging dann die Bedeutung von Wölpern gegenüber Weltewitz zurück. Im letzten Jahrhundert wurden die beiden Dörfer Bötzen und Jesewitz nach Weltewitz umgepfarrt, Wölpern selbst wurde von Weltewitzer Pfarrern betreut. Diese wurden mit dem Fuhrwerk nach Wölpern gefahren. Dabei soll es nicht nur einmal zu diversen Zwischenfällen gekommen sein. Ein Pfarrer wurde einmal mit der Kutsche in den Graben gefahren, weil der Kutscher während des Gottesdienstes im Wirtshaus
zu tief ins Glas geschaut hatte.

(aus "Spuren in Stein")

Bildergalerie:

Das Kirchengebäude soll im 12. bis 13. Jahrhundert gebaut worden sein. Die Kirche, in ihrem Ursprung romanische Kirche, wurde im Jahre 1632 durch schwedischen Feldmarschall Banner zerstört. Sie blieb fast 20 Jahre lang Ruine und diente Wölfen und Straßenräubern als Schlupfwinkel. Nach dem Ende des 30jährigen Krieges beginnt der Wiederaufbau des Dorfes und man unternahm große Anstrengungen, die Kirche von 1661 bis 1664 wieder aufzubauen. Nach 31 Jahren war die Kirche wieder soweit hergerichtet, dass darin Gottesdienst gehalten werden konnte.

Im Jahre 1664 am 7. Februar wurde die Kirche auf den Namen „Himmelspforte“ vom Eilenburger Superintendenten Buchholz geweiht. Laut M: Samuel Rinckart war die Wölperner Kirche das erste Filial der Hauptkirche zu Weltewitz. Nach einer Chronik aus dem Jahre 1660 sei die Kirche Wölpern vor dem 30jährigen Krieg Hauptkirche gewesen. Rinckart schreibt weiter, dass sie fast die schönste Kirche auf dem Lande bei der Eilenburgschen Inspektion sei. Jedoch der Turm ist sehr schadhaft, inwendig ist alles Holz faul und auch kein Glockenstuhl vorhanden. Zur Kirche gehören Wölpern, Bötzen, Jesewitz, Gallen und Groitzsch. Diese alle samt haben ihr Begräbnis auf dem Kirchhof zu Wölpern. Mit dem 1.11.1882 treten die Ortschaften Jesewitz und Bötzen aus dem bisherigen Verbande mit der Filial Kirchengemeinde Wölpern aus und treten der Mutterkirchengemeinde Weltewitz als Gleichberechtigte bei.

1661 bis 1664 Wiederaufbau und Neuweihe der Kirche, neuer Dachstuhl mit steilerer Dachneigung, Umbau des Giebels, Fensterveränderung, Verschluß der südlichen rundbogigen Türöffnung, Einbau der Holzbalkendecke, Einbau des Groitzscher Chores (Patronatsloge) über der Sakristei und Emporeneinbau.

Nach 165 Jahren im Jahr 1829 wurde die Kirche durch Herrn Major von Landwüst auf Groitzsch wieder in einen guten Zustand versetzt. Es wurde eine neue Orgel angeschafft, der Bau wurde dem Orgelbaumeister Wäldner aus Halle übertragen. Sie wurde am 1. Advent, d. 29.11.1830 eingeweiht.

Die Kirche Wölpern hatte einen niedrigen, nur wenig über das Kirchendach emporragenden, dem Weltewitzer Turm gleichenden Turm, ohne Spindel, Knopf und Fahne. Die Gemeinden wünschten einen höheren kuppelförmigen Turm. Man begann 1837 mit dem Bau. Am 18.09.1838 wude das Kreuz auf dem Turm aufgestellt. Was das Kreuz betrifft, ist sehr zu bedauern, dass es, indem der Querbalken von Ost nach West die Richtung hat, eine ganz falsche Stellung erhielt. Pastor König hatte vergeblich versucht, es zu richten. September 1863 wurde eine neue Kirchturmuhr auf drei Seiten (Nord, Ost und Süd) angebracht. 1889 hat Pfarrer Brunner vom Uhrmacher Handke aus Pressel wiederum eine neue Kirchturmuhr einbauen lassen. 1901 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten vorgenommen, wie Reparatur des Treppenpodestes, der Türen, Fenster, Sakristei Fußboden, Emporenbrüstungen, Ersatz der mittleren Emporenfüllungen durch kreisförmige Füllungen, Einbau der stuckierten Kassettendecke aus Gips. An Patronatsloge wurden zusätzlich Wappenbilder in den Füllungen – Albrecht von Güntherrodt und Sofia Elisabeth von Schafstedt- angebracht. Wiederherstellung und Verbesserung der Orgel. Vom Erlös einer Spendenaktion, von Pfarrer Brunner veranlasst, wurde der neue Altar bezahlt. Taufstein und Kanzel aus dem 17. Jahrhundert wurden derFarbe des Altars angepasst. Anlässlich der Einweihung am 04.08.1901, nach Restauration der Kirche, schenkte der Herr Kirchenpatron, Rittergutsbesitzer Otto Hertwig, eine Altarbegleitung von schwarzem Tuch, die noch heute bei Trauerfeiern und am Karfreitag aufgelegt wird, der Kirche. 1929 wurden die jetzigen Kirchenfenster eingebaut. Am 17.02.1936 wurden von Emil Glöckner aus Eilenburg 70 Stück Abendmahlkelche und drei Tabletts gekauft. Ab Januar 1994 war die ihrem Ursprung romanische Kirche nicht mehr nutzbar. Seitdem drängten sich die evangelischen Christen von Wölpern und Gallen in der zum Gemeinderaum hergerichteten Patronatslöge zusammen. 1996 wurde die Holzdecke des Kirchenschiffes freigelegt. Im November 1998 wurde mit der Erneuerung des Sakralbaues begonnen. Der Dachstuhl am Kirchenschiff wurde erneuert, da der Schwamm unvorstellbare Größenordnungenerreicht hatte. Das Dach wurde ausgebessert, elektrische Leitungen in Kirche undTurm verlegt, Holzdecke im Kirchenschiff gesichert und Kirche mit weißem Farbanstrich und Frieskante versehen. Am 17.10.1999 14 Uhr wurde mit Probst Hamel aus Lu-Wittenberg die Kircheneinweihung gefeiert. Im Jahre 2000 Instandsetzung des Turmes, Mauerwerksicherung, teilweise neue Fenster, neues Dach ,neues vergoldetes Kreuz, alle drei Zifferblätter restauriert, Untergrund dunkelgrau ,vergoldete römische Ziffern (ohne Zeiger). Am 16.12.2000 wurde die Instandsetzung des Turmes gefeiert.Im Januar 2002 Einbau der Funkuhr mit vergoldeten Zeigerpaaren durch Elektromeister Zetzsche. Am 31. Januar 2002 war der erste Uhrenschlag zu hören. Die Uhr schlägt zur halben Stunde einmal und zur vollen die Anzahl der Stunde. 2003 und 2004 wurde die Bankheizung eingebaut. Im Februar 2009 wurde der eiserne Glockenstuhl abgebaut, Bodendielen verstärkt, neue Balken eingezogen und ein neuer Glockenstuhl aus Holz für drei Glocken gebaut. Die vorhandene kleine Glocke aus dem Jahre 1882 wurde mit neuem Klöppel und elektrischem Antrieb versehen. Festgottesdienst am 19.07.2009 mit Bläsern und Chor zur Einweihung des neuen Glockenstuhles. Am 26. Oktober 2018 wurde mit der Deckung des Kirchendaches begonnen, Fenster und Türen gestrichen, Farbanstrich des Kirchenschiffes. Aus dem Jahre 1557 befindet sich ein Epitaphium in der Kirche mit ganzfiguriger Darstellung des verstorbenen Mädchens. Im Jahre 1837 besaß Wölpern nur zwei Glocken. Im Jahr 1882, am 9.3., wurde ein neues Glockengeläut im as-Moll Dreiklang feierlich eingeweiht. Die mittlere und große Glocke wurde 1917 in der Rüstungsindustrie eingeschmolzen. 1929 wurdenwieder zwei neue Bronzeglocken von der Glockenfirma Shilling Apolda geliefert, die leider 1942 wieder aus dem Turm zu Kriegszwecken genommen und eingeschmolzen wurden. So hing nur noch die kleine Glocke aus dem Jahre 1882 im Turm.

Im Jahr 2009 haben wir begonnen, Spenden für zwei neue Glocken zu sammeln. Ende 2011 haben wir der Glockengießerei Lauchhammer den Auftrag für zwei neue Glocken erteilt . Am 25.05.2012 wurde die große Glocke (500 kg) und am 01.06.2012 die mittlere Glocke (290 kg) gegossen, die wir am 21.06.2912 in Lauchhammer abholten. In einem Festgottesdienst im Zelt wurde am 24.06.2012 die Glockenweihe festlich begangen . Die beiden Glocken wurden mit einem Kran in den Turm gehoben und in den Glockenstuhl abgestellt. Im Dezember 2012 wurden die Glocken mit Joch, Klöppel und elektrischem Antrieb versehen. Am 5.12.2012 wurde in einem Festgottesdienst die Einweihung des gesamten Glockengeläutes gefeiert.

(Jung/Ahnicke)

 

 

Wölpern: Neues Kirchendach

Wölpern. Das Gerüst an der kleinen Dorfkirche in Wölpern steht noch. Arbeiter sind an diesem Morgen allerdings nicht zu sehen. Dafür fällt des neue Kirchendach mit den roten Ziegeln sofort ins Auge. Darüber freuen sich Erika Jung und Dieter Möglich, die dem Beirat der Kirche in Wölpern angehören. Denn das Dach des Gotteshauses wurde in den vergangenen Monaten saniert und erstrahlt nun im neuem Glanz.

woelpern19Dankbar über viele Spenden
Für die Kirchengemeinde ist es so etwas wie ein Weihnachtsgeschenk. „Wir sind sehr froh und dankbar, dass unsere Kirche jetzt ein neues Dach hat“, sagt Erika Jung. Froh, weil das alte bereits stark reparaturbedürftig war. „Bei jedem größeren Sturm kamen Ziegel herunter“, erzählt Dieter Möglich. „Da musste unbedingt mal was passieren.“ Dankbar sind die Kirchenbeiräte über die vielen Spenden von Privatleuten, der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und auch der Gemeinde Jesewitz, die 5000 Euro beisteuern will. Insgesamt wird die Sanierung mehr als 115 000 Euro kosten – die Schlussrechnung liegt der Kirchengemeinde noch nicht vor. 100 000 Euro sind Fördermittel. Der Rest besagte Spenden. „Die Spendenbereitschaft war ehr groß“, sagt die 79-jährige Erika Jung. Anfangs sei es auch sehr schwierig gewesen, Fördermittel zu bekommen. Ohne die hätte die Sanierung des Daches wohl nicht stattfinden können.

Planung begann 2015
Für die Kirchengemeinde Gallen/Wölpern ist die Dachsanierung ein sehr großes Vorhaben, das zu schultern ist. Die Planungen haben bereits vor drei Jahren beginnen. Da haben die Verantwortlichen erstmals gerechnet, was die Sanierung kosten würde.. Dann war eine Zeit lang Ruhe. Mit dem Denkmalschutz musste beraten, der Fördermittelantrag auf den Weg gebracht werden. Startschuss für die Sanierung war denn der 26. Oktober 2018. „Es war auch schwierig, Firmen zu finden“, erzählt der 77-jährige Kirchenbeirat Dieter Möglich. Die hatten viel zu tun. Das Dachdecker-Unternehmen Schulze aus Kölsa bei Falkenberg im benachbarten Brandenburg führte die Arbeiten aus. Auch neue Dachrinnen wurden installiert. Ein paar Maurerarbeiten sind noch offen. Zur Ruhe kommt der Gemeindekirchenrat trotzdem nicht. Im neuen Jahr sind weitere Arbeiten geplant. So müssen die Lamellen im Turmbereich und an den Fernstern erneuert werden. Weitere Pläne gibt es im Innenbereich. Dort soll die Kirchendecke über dem Altar erneuert werden. Wann, das steht allerdings noch nicht fest. Der Kirchenbeirat rechnet hier mit Kosten bis zu 3000 Euro. „Das wollen wir unbedingt noch machen“, sagt Erika Jung.
Gotteshaus mit langer Geschichte

Jetzt freuen sich die Kirchenbeiräte erstmal auf den Jahreswechsel. Silvester gibt es eine kleine Andacht, an der auch Gemeindeglieder aus den umliegenden Dörfern immer gern teilnehmen. Die Kirche „Zur Himmelspforte“ in Wölpern wurde im 11./12. Jahrhundert erbaut. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Gotteshaus bis auf die Grundmauern zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte 1664. 1828/29 wurde der Kirchturm höher gebaut.

Quelle: LVZ | 28.12.2018 | Nico Fliegner