Kirchen

Pehritzsch

Pehritzsch3 WebsiteAuch die Pehritzscher Kirche stellt auf ihre Weise eine Besonderheit dar: Der Turm steht nicht wie gewöhnlich im Westen, sondern im Osten der Kirche hinter dem Altar. Dafür gibt es zwei unterschiedliche Erklärungsmöglichkeiten: Entweder stand der Turm ursprünglich im Westen der Kirche, also dem Altar gegenüber und ein früheres Kirchenschiff wurde zu klein, so dass man ein größeres Schiff nach Westen baute. Oder der Turm stand ursprünglich an der Ostseite und war über den Altarraum gebaut. Es finden sich am Turm romanische Elemente. Eine erste Pehritzscher Kirche könnte also um 1200 gebaut worden sein. Das heutige Kirchengebäude stammt vermutlich aus dem 17. oder der ersten Hälfte des 18. Jh. Die Wetterfahne trägt die Jahreszahl 1976. In den 80er Jahren wurde die Kirche abgeputzt und das Dach gedeckt, dennoch sind weitere Erhaltungsarbeiten nötig. Seit 1980 ist auch Pehritzsch keine eigene Pfarrstelle mehr. Nachdem Pfarrer Raduhn in den Ruhestand ging, wurde Pehritzsch von Eilenburg aus betreut, seit 1993 gehört es zum Pfarrbereich Weltewitz. Die Überlegungen, was mit dem Pfarrhaus werden soll, wurden dadurch begünstigt, dass der damalige Superintendent eine Unterbringungsmöglichkeit für eine Bibliothek suchte. In dieser Bibliothek sammelte eine Gruppe von Theologen und kirchlichen Mitarbeitern theologische Literatur. Es wurde Literatur beschafft, die in der DDR schwer oder gar nicht zu haben war. Sie stellt beinahe ein eigenes Stück DDR-Geschichte dar, denn sie bewegte sich damals hart am Rande der Legalität. Diese Bibliothek brachte man im Pehritzscher Pfarrhaus unter. Sie sollte vor allem dem theologischen Nachwuchs dienen. Dann kam die Wende. Die Bibliotheken hatten danach alles verfügbar, der "Verein zur Auswertung theologischer Literatur" wurde zur "Akademie für Bildung und Wissenschaft e.V."

Anfang der 90er Jahre entstand neben dem Pfarrhaus ein neues Haus mit einer Kapelle, die auch von der evangelischen Gemeinde im Winter zu Gottesdiensten genutzt wird. Im Studienhaus finden Seminare statt, u.a. Weiterbildungen für Religionslehrer. Zurzeit konzentriert sich die Arbeit auf die Durchführung von Kursen in Ethik und Religion für Lehrerinnen und Lehrer aus Russland und anderen Ländern Osteuropas. Viele Geschichten gibt es in Pehritzsch auch um ein ehemaliges Klostergut. Es gehörte zu den Kloster-Bergenschen-Stiftungen und wurde von verschiedenen Pächtern genutzt. Familie Naumann war der letzte private Pächter bis nach dem Krieg und stiftete noch vor dem Kriege eine Glocke für die Kirche. In der DDR wurde das Klostergut Volksgut. Inzwischen sind die Felder von der Treuhand an landwirtschaftliche Betriebe verpachtet. Die Rückübereignung an die Kirche in Verwaltung der Klosterkammer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) soll bald ihren Abschluss finden.

(aus "Spuren in Stein")

Unsere Kirchen: Pehritzsch

Kirche Pehritzsch 17aNicht nur der gewaltige Turm der Eilenburger Marktkirche, auch die Kirche in Pehritzsch wird auf ihrem Turm von einer Dachlaterne bekrönt. In der Advents- und Weihnachtszeit leuchtet darin ein Stern weit über die Felder bis hin nach Wöllmen und Gotha. Die Anfänge der Kirche sind leider nicht dokumentiert, lediglich einige romanische Elemente am Turm lassen vermuten, dass eine erste Kirche bereits um 1200 erbaut worden war. Östlich des Turms könnten Fundamentreste darauf hinweisen, dass sich ursprünglich das Kirchenschiff auf dieser Seite anschloss.

Aus unbekannten Gründen wurde dieses dann im 17. oder frühen 18. Jahrhundert auf die Westseite verlegt. Zu der Parochie Pehritzsch gehörte schon früh das benachbarte Gotha und die alte Wallfahrtskirche in Wöllmen. Das Patronatsrecht über Pehritzsch hat oft gewechselt. Zuerst wurde es vom Pfarrer von Weltewitz als geistlichen Lehnsherrn ausgeübt, später vom Kurfürsten selbst. Im Jahr 1609 kam es durch Tausch gegen die sogenannte Propstei Weltewitz an das Haus Groitzsch. Seit 1633 aber stand Pehritzsch wieder unter landesherrlichem Patronat. Zwei Jahre zuvor war Sachsen an der Seite der Schweden in den Dreißigjährigen Krieg eingetreten.

Kirche Pehritzsch 16aPrompt erlitt auch Pehritzsch durch kaiserliche Truppen schwere Schädigungen. So wurde durch diese das erst neu gebaute Pfarrhaus angezündet. 1635 kam Daniel Peck nach Pehritzsch und versah über die schwersten Jahre hinweg einen aufopferungsvollen Dienst als Seelsorger und Pfarrer: Pest, Hungersnot und Plünderungen vielen in seine Amtszeit, währenddessen er auch die Pfarrstelle in Weltewitz bis über das Kriegsende hinaus mitversorgen musste. Während der schlimmsten Pestzeit hielt er auch in Eilenburg über 100 Predigten und besuchte viele Kranke.

Der Innenraum der Kirche zeugt von dem evangelischen Glauben. Bereits um 1530 war die Reformation nach Pehritzsch gelangt. Eine 1534 durchgeführte Visitation belobigte den ersten evangelischen Pfarrer, Johannes Richter. In der Zeit des Frühbarock müssen Kanzelaltar und Emporen eingebaut worden sein.

Das stark gedunkelte Altarbild zeigt das letzte Abendmahl mit einem außergewöhnlichen Detail, denn das Brot, von Jesus Christus den Jüngern und Betrachtern gereicht, hat die Form eines Herzens. So sollte erinnert werden, dass Jesus sein Leib und Leben aus Liebe den Vielen geopfert hat. Über dem Altar aber die Kanzel, von der aus Gottes Wort verkündigt werden sollte. Der Kanzelaufgang im Turm erinnert den, der ihn betritt, an das Wort aus dem 1. Petrusbrief: „Wenn jemand redet, rede er’s als Gottes Wort“ (4,11).

Auch aus jüngster Zeit finden sich viele Zeugnisse im Kirchenraum, Plakate und Banner, die an den Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung erinnern, oder eine Menorah, die an unser Eingepflanztsein im jüdischen Glauben erinnert. Immer hat es Menschen gegeben, die sich für die Pehritzscher Kirche eingesetzt haben. Am Turmputz ist die Jahreszahl 1975 zu finden, in der Wetterfahne 1976. In diesen Jahren wurde unter Pfarrer Raduhn und unter Mithilfe vieler Pehritzscher die Kirche verputzt, der Turm saniert und das Dach gedeckt. Im vergangenen Jahr wurden diese Bereiche unter Mithilfe großzügiger Fördermittelgeber sehr schön saniert. Ehrenamtlich wurde der Weg zur Kirche begradigt und gepflastert, dann kam ein praktisches Geländer hinzu, sodass auch die Gehbehinderten einen guten Halt finden. Ebenfalls ehrenamtlich und mit viel persönlichem Einsatz wurden die Vorhalle und der Altarraum im Frühsommer neu geweißt. (fk)

Fotogalerie:

 

Fenster in der Dorfkirche in Pehritzsch werden restauriert

Romanische Chorturmkirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts

pehritzsch dsd Schalinski 23Die Tischlerarbeiten bei der Fensterinstandsetzung des Kirchenschiffs der Dorfkirche in Pehritzsch bei Jesewitz unterstützt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) dank zahlreicher Spenden mit 15.000 Euro. Den Fördervertrag überbringt Angelika Dörrscheidt, Ortskuratorin Leipzig der DSD, bei einem Pressetermin vor Ort am Dienstag, den 29. August 2023 um 11.00 Uhr an Carola Hoffmann, die Vorsitzende des Gemeindekirchenrats. Das Gotteshaus ist eines der über 800 Objekte, die die private DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittel der GlücksSpirale, der Rentenlotterie von Lotto, allein in Sachsen fördern konnte. Die Denkmalschutzstiftung hat das Kirchlein bereits 2016 und 2019 bei der Instandsetzung des Turmdachs und des Kirchenschiffdachs unterstützt.
Die Evangelische Pfarrkirche liegt prägend an erhöhter Stelle im Dorf. Die romanische Chorturmkirche datiert auf die erste Hälfte des 13. Jahrhunderts und wurde die im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts umgebaut und erneuert. Den Kirchsaal verlängerte man nach Westen und baute eine Sakristei an.
Zum Objekt
Der verputzte Feld- und Bruchsteinbau mit mächtigem Chorturm steht auf quadratischem Grundriss und ist außen mit Strebepfeilern ausgesteift. Das Turmdach ist als Walmdach ausgeführt und wird von einer Dachlaterne bekrönt. Die Apsis wurde beim Umbau im 18. Jahrhundert abgebrochen und der Chorbogen bis auf zwei Durchgänge vermauert. Auch auf der Nord- und Südseite gibt es Vermauerungen, hier der romanischen Fenster.
Im Innern des Schiffes befindet sich eine Kassettendecke mit barocker Rankenmalerei. An drei Seiten wurden Emporen aufgestellt, die mit Akanthusornamenten bemalt sind, die ebenfalls aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhunderts stammen. Im Kirchenschiff befindet sich ein schlichter Kanzelaltar aus dem ersten Viertel des 18. Jahrhundert und eine beachtenswerte Orgel mit schöner Akanthusschnitzerei aus dem Jahr 1687, die Johann Ernst Hähnel 1768 und Conrad Geißler 1860 erweiterten.

Foto: Blick auf die Dorfkirche in Pehritzsch * Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz/Schalinski

Artikel auf der Seite der Deutschen Stiftung Denkmalschutz → Link

 

Neue Fenster für Dorfkirche in Pehritzsch

pehritzsch 010923Die Kirche in Pehritzsch steht für so viele Kirchensanierungs-Projekte in der Region. Es geht nur Schritt für Schritt. Dass der nächste in der romanischen Chorturmkirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderters jetzt möglich ist, dafür sorgt auch eine Spende der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Die DSD stellt 15.000 Euro  für die Tischlerarbeiten bei der Fensterinstandsetzung zur Verfügung. Den Fördervertrag übergab jetzt Angelika Dörrscheidt, Ortskuratorin Leipzig der Stiftung, an Carola Hoffmann, die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, und Pfarrer Friedemann Krumbiegel.

Das Gotteshaus ist eines der mehr als 800 Objekte, die die private DSD dank Spenden, der Erträge ihrer Treuhandstiftungen sowie der Mittelt der Glückspirale (Rentenlotterie von Lotto) allein in Sachsen fördern konnte, Die Denkmalschutzstiftung hat das Kirchlein bereits 2016 und 2019 bei der Instandsetzung des Turmdaches und des Kirchenschiffdachs unterstützt.

Die evangelische Pfarrkirche liegt prägend an erhöhter Stelle im Dorf. Im 13. Jahrhundert errichtet, wurde sie im ersten Viertel des 18. Jahrhunderts umgebaut und erneuert. Der Kirchsaal wurde nach Westen verlängert und mit einer Sakristei ergänzt. Der verputzte Feld- und Bruchsteinbau mit mächtigem Chorraum steht auf quadratischem Grundriss und ist außen mit Strebepfeilern ausgesteift. Das Turmdach ist als Walmdach ausgeführt und wird von einer Dachlaterne bekrönt. Beim Umbau im 18. Jahrhundert waren die Apsis abgebrochen und der Chorbogen bis auf zwei Durchgänge vermauert worden. Auch auf der Nord- und der Südseite gibt es Vermauerungen, hier der romanischen Fenster.

Auch wenn sich in den vergangenen Jahren mit Turm- und Dachsanierung schon viel getan hat, stehen Kirchengemeinderat, Kirchgemeinde und die Ortschaft vor einigen Projekten. So befindet sich im Inneren des Schaffes eine Kassettendecke mit barocker Rankenmalerei. Eine Reihe der rund 140 Tafeln wurde bereits probehalber aufgearbeitet. Dies über die gesamte Fläche hinweg zu ermöglichen, ist ein Wunsch.

Zudem gibt es ein beachtenswerte Orgel mit Akanthusschnitzerei (Ornament in Form von Blättern) aus dem Jahr 1687, die Johann Ernst Hähnel 1768 und Conrad Geißler 1860 erweitert hatten. „Seit vielen Jahren erklingt sie nicht mehr, sie soll wieder bespielbar werden“, sagte Pfarrer Krumbiegel. Laut Gutachter sei dies möglich. Rund 120.000 Euro sind dafür allerdings eine Menge Geld.

Quelle: 1.9.23 | LVZ | Text + Foto: Kathrin Kabelitz